Der letzte Schliff fürs Bild
Der letzte Schliff fürs Bild
Bilder als Raumdekoration
Ein Bild ist nicht gleich ein Bild – oder anders gesagt: Das passende Bild im passenden Raum sorgt für das passende Ambiente. Die freischaffende Künstlerin Sylvia Neulichedl gibt einige Tipps, was bei Auswahl, Hängung und Proportionen von Bildern zu beachten ist. Ein Beitrag, erschienen in der Südtiroler Wirtschaftszeitung am 11. März 2016.
Immer mehr Menschen möchten durch Bilder, Fotos, Kunstdrucke oder Objekte ihre Individualität zum Ausdruck bringen und das eigene Zuhause einzigartig gestalten. Beim Einrichten von Räumen spielen Bilder und Kunstobjekte neben der austauschbaren Dekoration eine wichtige Rolle. Dabei ist es inzwischen kein Privileg mehr von Kunstsammlern oder Millionären, die eigenen vier Wände mit besonderen Werken aufzuwerten. Neben dem ästhetischen Aspekt gilt hochwertige Kunst zudem als ideale alternative Wertanlage.
Bilder machen Räume
Bilder schaffen das Kunststück, die Wirkung von Räumen zu beeinflussen, den persönlichen Stil durchklingen zu lassen oder an besondere Momente zu erinnern. Dabei muss der Ankauf nicht einmal sehr teuer sein. Wer jedoch auf auserlesene Einrichtung zählt, greift auf Originalwerke zurück, die zweifellos ihren ganz eigenen und besonderen Charme versprühen.
Perfekt in Szene gesetzt, können Bilder der Einrichtung den letzten Schliff verleihen. Ob man sich dabei etwas Abstraktes, Zeichnungen, Ölgemälde oder Aquarellmalerei zulegt, hängt wesentlich vom persönlichen Ermessen und der Einrichtung ab. Doch kann auch eine typische Almhütte mit einem frechen Pop Art Bild die Grenzen brechen und ein neues Raumgefühl entfachen. Ebenso wirken Steinmauern mit hellen oder kräftigen abstrakten Bildern lebendiger als mit dunklen Ölgemälden in dicken barocken Goldrahmen.
Für welche Art man sich auch entscheidet: grundsätzlich gilt, dass ein Kunstwerk erst durch richtige Platzierung seine volle Wirkung entfalten kann und den Raum zum Leben erweckt. Ein interessantes Experiment kann sein, Bilder, die einen bereits seit langem begleiten, mit einem neuen Werk auszutauschen und dabei zu beobachten, wie es den Raum und auch die eigene Wahrnehmen verändert.
Die Kunst der richtigen Hängung
Bei der Gestaltung mit Bildern spielt nicht nur das Motiv und seine Farbigkeit eine große Rolle, sondern auch die Art, wie die Bilder an der Wand angebracht werden. Damit Bilder richtig wirken können, empfiehlt sich ein ruhiger Hintergrund. Eine neue Ausstrahlung können Bilder vor einer farbig gestrichenen Wand gewinnen. Besonders harmonisch wirkt es, wenn sich ähnliche Farben auf Wand, Bildern und anderen Accessoires im Raum wiederholen.
Am besten zur Geltung kommen Werke, deren Zentrum auf Augenhöhe hängen. Um Harmonie zu erzeugen kann es hilfreich sein, die Oberkante des Bildes an bereits vorhandene Kanten des Raumes auszurichten wie etwa von Möbeln, Fenster oder Türenstöcken. In Loungebereichen und im Wohnzimmer darf das Bild ruhig auch etwas tiefer hängen, damit beim Sitzen das Gefühl von Gemütlichkeit und Wohlbefinden entsteht.
Werden mehrere Bilder inszeniert, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, um die Bilder gekonnt zu arrangieren. Eine elegante und harmonische Variante ist es, die unteren Ränder aller Bilder auf einer imaginären Linie auszurichten. Das Internet bietet viele weitere Tipps für interessante Arrangements.
Optimale Rahmenbedingungen
Ein Bild und in Folge auch die Wirkung im Raum sind vom Rahmen abhängig. Ein noch so teures, schönes Bild kann in einem falschen Rahmen vollkommen seine Aussagekraft verlieren, während weniger hochwertige Kunstwerke mit dem richtigen Rahmen zum wahren Hingucker werden.
Bei der Gestaltung der Wohn- und Schlafräume liegt Holz mit seiner angenehmen natürlichen Wirkung noch immer an der Spitze der beliebtesten Materialien. Die Auswahl an Holzarten, Maserung und Einfärbung ist groß. Zu den aktuellen Wohntrends wirkt ein schlichtes Design aus Holz mit klaren Kanten und in hellen Farben zeitlos und elegant. In sehr modernen Einrichtungen oder etwa in technischen Büros passen sehr gut Alurahmen, die sehr edel wirken. Bilder auf Keilrahmen wie Ölgemälde oder Acrylmalei und Mischtechniken auf Leinwand kommen klassisch in Schattenfugenrahmen sehr gut zur Geltung.
Proportionen beachten
Immer ist es wichtig, das ausgewählte Kunstwerk der Größe der Wand und des Zimmers anzupassen. Auch in diesem Fall ist weniger oft mehr. Darf ein Kunstwerk für sich alleine stehen, kann das Bild seine volle Aussagekraft an den Raum und dem Betrachter abgeben.
Räume können durch Bilder optisch ausgeglichen werden. Eine schmale Wand kann verlängert werden, in dem eine Bilderserie nebeneinander aufgereiht wird. Die Abstände zwischen der Bilderreihe sollte dabei immer dieselbe bleiben und der Größe der Bilder angepasst sein.
Der Effekt eines Werkes kann zusätzlich gesteigert werden, in dem es mit der richtigen Beleuchtung angestrahlt wird. Ist ein Bildformat jedoch zu groß, kann es leicht passieren, dass es den Raum erschlägt und erdrückend wirkt, während sich kleine Objekte über großen Möbelstücken verlieren. Diese Gefahr besteht auch bei Bildern vor einer gemusterten Tapete. Hier kann ein Passepartout helfen, das Kunstwerk hervorzuheben. Soll ein Bild nicht mittig an der Wand, sondern seitlich hängen, ist darauf zu achten, dass mit einem Möbel-, einem Dekostück oder einer Pflanze ein optisches Gleichgewicht gesetzt wird.
Bilder als doppelte Investition für Betriebe
Kunstwerke als Wertanlage anzukaufen wird seit alters her praktiziert. Die Investition hat sogar einen doppelten Nutzen. Hochwertige Kunst suggeriert, dass das Unternehmen oder der Dienstleister Erfolg hat in dem, was er tut. Originale erhöhen das Image des Betriebes und geben den Kunden, den Gästen und den Mitarbeitern das Gefühl von Besonderheit und Exklusivität. Büros, Arztpraxen, Studios, Hotels und andere Einrichtungen im Tourismusbereich und öffentlichen Bereichen können sich so Kunstwerke auf positive Weise zunutze machen. Tatsächlich vermittelt ein Kunstwerk Exklusivität und Qualität, so dass unterschwellig ein Gefühl des Vertrauens entsteht. Ein Vertrauen, das natürlich auch erfüllt werden sollte. Gut überlegte Motive und Farben oder nach Feng-Shui-Richtlinien angefertigte Bilder unterstützen diese Wirkung zusätzlich.
Die Aussagekraft von Bildern
Farben und Formen wirken unbewusst auf den Betrachter und die Umgebung. Sie können beruhigen, Kraft spenden und in positivem Sinne anregen oder aber bewirken bei verkehrter Auswahl des Motivs und der Farbwahl das genaue Gegenteil. So werden helle, freundliche Motive und Farben in einer Zahnarztpraxis dazu beitragen, damit sich der Klient entspannt. Längst nicht nur oberflächlich betrachtet bieten Bilder so einen wunderbaren Anlass zu Inspiration, Muße, zum Austausch und obendrein eine Gelegenheit, sich auf angenehme Weise Wartezeiten zu vertreiben.
Was jedoch ein Bild, egal ob gegenständlich oder abstrakt, bei jedem Einzelnen bewegt, ist und bleibt ein persönliches Empfinden. Und schlussendlich ist schön, was gefällt.
Text urheberrechtlich von Sylvia Neulichedl geschützt.